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Der nächtliche Brandanschlag auf das Mahnmal am 26. Januar 2007

Einen Tag vor der geplanten Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus am 27.1.2007, dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, brannte der Waggon, das Mahnmal „Zwangsarbeit im Landkreis Verden 1939–1945“, völlig aus.

„Eine technische Panne, just vor dem Holocaust-Gedenktag? Ich halte das für sehr unwahrscheinlich“, sagt Almut Lüpkes, Leiterin des Berufsschulzentrums.(1) – Ein Brandanschlag! Dies konnte die Polizei eindeutig belegen: Der Zaun zum Denkmal war aufgetrennt, die Schiebetür des Waggons gewaltsam geöffnet und in der Nähe fand sich ein weggeworfener 20-Liter-Beninkanister! Doch wer die Täter waren, konnte nicht ermittelt werden.

Eine Prophezeiung wird bittere Wahrheit

Bereits Jahre vorher hatte einer der ehemaligen Zwangsarbeiter bei seinem Besuch der BBS Verden an das Gewissen der Schüler appelliert: „Ihr müsst euch dafür einsetzen, dass Ausgrenzung und Faschismus nie wieder zugelassen werden. Es beginnt mit einem Ausländerwitz und endet mit einem Baseballschläger oder mit einem Brandanschlag.“

In der Schülerzeitung der BBS Verden, der „BBS-Times“, thematisierten die Jugendlichen 2008 den Brandanschlag und die Konsequenzen, die zu ziehen wären: „Der Brandanschlag hat uns nicht blind gemacht. Im Gegenteil! Spätestens jetzt sind uns die Augen geöffnet: Hier und heute feige Gewalt gegen ein Mahnmal für Frieden und Versöhnung! – Jede/r von uns ist nun gefordert! … Wer Demokratie haben will, muss auch etwas dafür tun …“


Reaktionen auf die Zerstörung des Mahnmals

Wolfgang Thierse, Bundestagsvizepräsident:

„Der nächtliche Brandanschlag auf die Gedenkstätte in Verden wirft ein bezeichnendes Licht auf die Geisteshaltung der Feinde unserer Demokratie. Diese heimtückische Brandtat zielt auf die  Verunglimpfung aller Opfer des Holocaust. Sie tritt das Andenken an sechs Millionen Juden, die von den Nationalsozialisten gequält, verschleppt, ermordet wurden, mit Füßen.“ 

Ferhat Alim, Stellvertretender Schulsprecher:

„Das Mahnmal hat unsere Schule zu etwas Besonderem gemacht.Es ist wichtig, dass es erhalten bleibt – gerade jetzt. Denn mit dem Brandanschlag ist es zu einem doppelten Mahnmal geworden: Es zeigt, dass das Vergangene nicht vergangen ist.“

Quellenangaben: Die Fotos stammen aus dem Archiv von Dr. Joachim Woock; das Foto vom brennenden Waggon ist von Roland Klee, Verdener-Aller-Zeitung, 27.1.2007

Weitere Quellen: Zitat aus der taz, 27.1.2007,  Zitat aus einem Brief von Wolfgang Thierse (Vizepräsident des Deutschen Bundestags) an Schulleiterin Lüpkes und Dr. Woock, 12.2.2007, Zitat aus der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, 1.2.2007