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Der Verdener Waggon als historisches Objekt von 1910 bis zum Jahre 1998

Der Verdener Waggon ist ein Exemplar der Verbandsbauart A2. Nach Plänen des Deutschen Staatsbahnwagenverbands wurde ab 1910 begonnen, einen reichsweit einsetzbaren Standard-Güterwagen zu bauen. Bis über die Gründung der Deutschen Reichsbahn im Jahr 1920 hinaus und bis in die Mitte der 1920er Jahre wurde dieser Wagentyp in einer Gesamtzahl von circa 122 000 Stück hergestellt.

Meistgebauter Güterwaggon

Er war der meistgebaute gedeckte Güterwagen in Deutschland. Zunächst war er ungebremst, dann mit Handbremse und Bremserhaus und schließlich, nach Verstärkung der Bauart, mit Druckluftbremsen ausgestattet. Die Bremsanlagen sind beim Verdener Waggon noch alle vorhanden. Es handelt sich dabei um eine Kunze-Knorr-Bremse mit fest eingestellter Bremsstellung. Mit einem Ladegewicht von 15 Tonnen wurden diese Wagen für alle wasserempfindlichen Stückgüter verwendet. Der Waggon hat zwar kein Fabrikschild mit dem Baujahr mehr, aber noch die Wagennummer am Rahmen. Diese Nummer ist aufschlussreich und lautet: DR 20-50-020 1005-1. Hiermit könnte man den ganzen Lebenslauf dieses Waggons zurückverfolgen, wenn es entsprechende Verzeichnisse gäbe. Der Verdener Waggon ist damit nach dem Zweiten Weltkrieg bei der Deutschen Reichsbahn in der DDR eingesetzt worden.

Das Piktogramm „P“ bedeutet, dass er bei einem Privatunternehmen gelaufen ist, in diesem Fall bei einem Saatgutbetrieb. Die Wagenlänge ist mit 9,30 Meter über Puffer angegeben, die  Ladefläche   mit 21,30 Quadratmeter. Das Revisionsraster gibt Auskunft über die zweijährig fällige Hauptuntersuchung. Die zuletzt verzeichnete fand am 24.1.1976 in Magdeburg statt. Damit lief dieser Waggon bis spätestens 23.1.1978.

Waggon G10

Die Bezeichnung „G10“ erhielt dieser Waggontyp erst mit der Gründung der Bundesbahn im Jahr 1949. In Kriegszeiten wurden diese Waggons auch für Truppentransporte verwendet. In der NS-Zeit deportierte man damit Menschen aus Osteuropa zur Zwangsarbeit nach Deutschland, und verwendete sie zur Deportation von Menschen aus ganz Europa in die Konzentrations- und Vernichtungslager. Sie dienten dem Transport von Flüchtlingen und Kriegsgefangenen.

Der Fundort

Im Jahre 1998 entdeckte Dr. Joachim Woock diesen Waggon in Wurzen bei Leipzig. Der Berufsschullehrer erreichte die Überlassung des Waggons inklusive Prellbock für Unterrichtszwecke. Am 2.10.2003 begann alles mit seinem Transport nach Verden-Dauelsen zu den Berufsbildenden Schulen (BBS). Mit Hilfe der Firma Wiebe und des THW wurde ein Stück Gleisbett erstellt. An der Aufstellung des Waggons beteiligte sich auch die Verden - Walsroder - Eisenbahn: Sie spendete das Gleisjoch. Außerdem fehlte komplett die zweite Schiebetür des Waggons. Sie wurde von der damaligen BQ (Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft) des Landkreises nachgebaut. Viele Schüler halfen beim Renovieren und Einzäunen des Waggons.

Der Waggon diente von 2003 bis 2007 als Lernort und Mahnmal zum Thema Zwangsarbeit ausländischer Menschen im Deutschen Reich. 2007 wurde der Waggon bei einem Brandanschlag schwer beschädigt. Der verbrannte Waggon wirkte seitdem auch als Mahnmal gegen Rechtsradikalismus.


Zweckentfremdete Einsätze

Diese Waggonart wurde zweckentfremdet eingesetzt, statt Güter wurden Menschen transportiert.

  • In Kriegszeiten wurden diese Waggons auch für Truppentransporte verwendet.
  • In der NS-Zeit deportierte man damit Menschen aus Osteuropa zur Zwangsarbeit nach Deutschland.
  • Man verwendete sie zur Deportation von Menschen aus ganz Europa in die Konzentrations- und Vernichtungslager.
  • Sie dienten dem Transport von Geflüchteten und Kriegsgefangenen.

Der Verdener Waggon

als historisches Objekt von 1910 bis zum Jahre 1998

Quellenangaben: Die Fotos stammen von der Homepage www.regionalgeschichte-verden.de; das Foto mit der Wagennummer: © Verdener Waggon e. V. Als Textquellen dienen die Verden-Walsroder-Eisenbahn (VWE) mit derem örtlichen Betriebsleiter Claas Keller und Texte von Dr. Joachim Woock.